Donnerstag, 9. September 2010

Abenteuer Ankunft

Als wir dann im Flugzeug Richtung Mumbai saßen wurden wir Zeugen einer sehr bizarren Aktion der Crew.
Mit jeweils 3 kleinen, einen seltsam schweren Geruch versprühenden Flaschen in den erhobenen Händen lief die Crew durch die Gänge und nebelte uns komplett ein.
Okay, wir waren schon eine Weile unterwegs, es saßen in der Business Class auch eine Person in Badelatschen, aber so schlimm daß man uns den Atem nehmen mußte war es nicht.
Nachdem sich der Nebel dann gelegt hatte ging es endlich los, wieder mit einem Essen auf das wir beide so keinen richtigen Appetit hatten. Das lag aber nicht am Essen, sondern vielmehr an der Tatsache daß wir keinen Hunger hatten.
Das Chicken war dann auch recht indisch scharf, das machte es dann nicht ganz so schlimm es stehen zu lassen.
Als wir dann endlich in Mumbai landeten gab Wolfgang sofort zu, daß man Indien tatsächlich riechen kann. Es ist eben ein ganz anderer Geruch. Und es war verdammt warm und schwül und der Regen hörte einfach nicht auf.
Nach der problemlosen Immigration und der Abholung unserer Koffer standen wir dann endlich draußen vor dem Flughafen Chattrapathi Shivaji Airport. Denn da wir nun die Fluggesellschaft wechselten (von Emirates nach Jet Airways) mußten wir auschecken um ein Ticket zu holen und wieder einzuchecken.
Das war aber gar nicht so einfach. Draußen wies sich ein Mann als Flughafen Mitarbeiter aus und erklärte uns, daß wir hier am International Airport Mumbai sind. Um einen Inlandsflug zu bekommen müßten wir zum Terminal 1, das ist der Domestic Airport. Es ist 15:30 Uhr, unser Flug geht um 16:30, wir müßten sofort los. Er hätte da auch schon ein Taxi für uns, das wird uns so 20 US Dollar kosten.
Das war uns alles zu schnell, Moment mal.
Habt Ihr alles verstanden?
Wir auf jeden Fall erstmal nicht, wir waren ja auch schon eine Weile unterwegs, das kam uns alles sehr merkwürdig vor. Wir wollten das vorher mal überprüfen.
Am Schalter von Jet Airways wurde die Geschichte bestätigt, Inland- und Auslandsflüge fliegen hier von verschiedenen Terminals ab. Das ist ja auch okay, nur daß das Inlandsterminal ein eigener Flughafen ist, der Santa Cruz Airport (25 kms from city center).

Draußen fanden wir dann ein sehr altes Taxi, der Fahrer hat das Auto damals bestimmt neu gekauft. Er war sehr freundlich, wußte sofort wo wir hin wollen und auf die Frage nach dem Preis sagte er uns 150 Rupien. Was?
Wir fragten mehrmals nach, 1-5-0 Rupien?
Er nickte immer wieder und holte dann der Anschauung halber 150 Rupien heraus und zeigte sie uns. Das sind weniger als 3 EUR, wie war das mit den 20 Dollar?

Der Kofferraum enthielt innen eine Holzplatte als Unterboden, dort paßte nur mein Koffer rein, der von Wolfgang landete ungesichert oben auf dem Gepäckträger. Der Hartschalenkoffer war im Gegensatz zu meinem wasserdicht.


Okay, er ist immer noch wasserdicht, wir haben ihn auf der aberteuerlichen Fahrt allen innerlichen Wetten und wassergefüllten Schlaglöchern zum Trotz doch nicht verloren. Und die mit einer durchsichtigen Plastikhülle bezogenen hintere Sitzbank bot auch naßgeschwitzt genug Halt. Den wir eh nicht brauchten, denn wir saßen schon eng genug.
Um 15:55 (!) standen wir vor dem Schalter von Jet Airways und mußten uns sagen lassen, daß wir den letzten Flug nach Pune (16:30) für heute verpaßt haben. Der nächte geht um 9:55 Uhr am nächsten Morgen. Da stand ich also, durchgegeschwitzt, in einer fremden Stadt, schaute Wolfgang an und wir beide wollten erst einmal nur in unser Hotel in Pune. Oder irgendein anderes Hotel, egal.

Nur wie?

Ersteinmal wieder aus dem Flughafen herauskommen. Denn Eintritt wird vom Militär, welches auch in schußsicheren Ständen mit MG’s und MP’s an den Flughäfen postiert ist, nur mit Ticket und Paß gewährt. Aber aus einer Departure (Abflug) Halle wieder raus zu wollen ist selbstverständlich nicht vorgesehen.
Wir zeigten unsere Tickets und erklärten, daß wir unseren Flug verpaßt hätten und das Schicksal von Mehran Karimi Nasseri wurden uns erspart.
Der Ticketschalter von Jet Airways befindet sich natürlich außerhalb des Flughafens.
Nach vielen Telefonaten mit Deutschland, Mumbai und Pune, zaghafter respektvollen Begrüßung der Rabenvögel die über uns kreisten, kein Flughafen Hoten in Sicht, freundeten wir uns doch mit dem Gedanken an nach Pune zu fahren. Das sind mindestens 3 Stunden Autofahrt, für knapp 150 km, der Flug hätte 35 min gedauert. A last hurra!!!
Zum Glück besorgte uns unser Office in Pune einen Fahrer, vielen Dank an Sylvia Castro, denn wir hätten einem Taxifahrer nie erklären können, daß wir ins Lemon Tree Hotel in Pune fahren wollen.
Zudem hatten wir keine Adresse, ein Fahrer vom Hotel stand ja leider bereits ganz allein und traurig am Flughafen.

Zur Bestätigung des Fahrers erhielt Wolfgang diese SMS:

CAR NO.3936 DRV.RAJU MOB:09702159035 WILL REPT MUMBAI DOM ARPT. THANKS ANTAEUS

Dank Sylvia wurde es uns in ein freundliches Format übersetzt:

Hi Wolfgang, the vehicle Innova No 3936 will reach airport in 15 mins. The driver is Raju, cell no – 09702159035. In case of any issues, pls call me – rgds sylvia

Nach insgesamt 2 Stunden in der Schwüle, ohne zu trinken, kam dann endlich ein Auto vorbei welches die Taxinummer 3936 auf der Seite zeigte, herrlich!!!

Der Fahrer war ein sehr smarter, nicht englisch sprechender Mann der uns dann in sein extrem runtergekühltes Auto einlud. Es war so kalt im Auto das die Scheiben von außen beschlagen waren. Zuerst egal, hauptsache kühl, aber nachher zogen wir uns dann doch die Jacket wieder an und machten die Klimaanlage zu.
Und dann war er wieder da, der Verkehr, hupen, drängeln, stoppen, schnell beschleunigen, ausweichen hupen, zusammenzucken weil jemand extrem nah an die Seite fährt, stoppen, ausweichen….. hupen….. der indische Verkehr.
Endlich waren wir der Stadt entkommen und es ging mal mit 90 km/h vorwärts. Es wurde dunkel und die sehr langsam fahrenden LKW’s und TuckTucks wurden für mich unbeleuchtet in der Dunkelheit auf dem zu bezahlendem Expresshighway doch manchmal zu einer Art Bedrohung. Aber unser Fahrer bekam das alles verdammt gut hin, dank Lichthupe und sein Horn. Und es gibt garantiert keine Hupsprache, wir haben jeden Dialekt probiert.
Es ging steil bergauf, die LKW’s wurden noch langsamer und unser Fahrer hatte irgendwie Spaß daran den Wagen den Berg im 4. oder 5. Gang hochzuquälen.
Dann ging es wieder steil bergab, die Straße war naß und die Schilder warnten vor der Rutschgefahr. Alles in Ordnung!
Wir mußten doch mal bald da sein, waren wir doch schon 2 Stunden unterwegs. Das nächste Schild zerstörte die Hoffnung, noch 97 km.
Dann war es endlich so weit, der Fahrer fragte sich durch und um 21:50 betraten wir das furchtbar künstlich nach Zitrone riechende Lemon Tree Hotel in Pune.
Leider wollte der Fahrer kein Foto von sich machen lassen. Wir gaben ihm ein ordentliches Trinkgeld und verabschiedeten ihn.

Das Hotel ist okay, ein kleiner Pool ist vorhanden, die Zimmer riechen seltsam, nach Zitrone, sie sind aber sauber und und ordentlich. Alles paßt.
Nach einem kurzen Aufenthalt im Zimmer noch lecker was im 24 Stunden Restaurant im Hotel etwas essen und wir waren von dem Essen und den Preisen angenehm überrascht. Perfekt!!!
Wir sind endlich angekommen, hallo Indien.

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